Anästhesiol Intensivmed Notfallmed Schmerzther 2008; 43(1): 8-18
DOI: 10.1055/s-2008-1038086
Fachwissen
Notfallmedizin
© Georg Thieme Verlag Stuttgart · New York

Reanimation bei Kindern – Empfehlungen nach aktuellen Leitlinien

Pediatric resuscitation. Current guidelines and treatment recommendationsRoland C. E. Francis, Claudia Höhne, Hans Proquitté, Thoralf Kerner
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Publication Date:
07 February 2008 (online)

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Zusammenfassung

Die Reanimation eines Kindes ist ein seltenes, jedoch oftmals emotionsbehaftetes oder angstbeladenes Ereignis. Die aktuellen Richtlinien zur Kinderreanimation sind einfacher, besser vermittelbar und besser memorierbar geworden, um Laienhelfer zur Durchführung von Ersthilfemaßnahmen zu ermutigen sowie die Qualität der Reanimation durch medizinisches Personal zu verbessern. Dieser Artikel enthält die praktischen Grundlagen der aktuellen europäischen (ERC) Richtlinien, einschließlich des Basic und Advanced Life Support, sowie Empfehlungen zur Therapie in der Postreanimationsphase und zur Einbindung der Eltern.

Abstract

Cardiopulmonary resuscitation of a child is a rare, emotionally affective, challenging and potentially frightful event. Current guidelines have been largely simplified to facilitate teaching and retention, to encourage bystander resuscitation, and to improve the quality of resuscitation by healthcare professionals. This article is a practical approach to the current european guidelines (ERC), including basic and advanced life support algorithms, as well as recommendations on the post–resuscitation periode and parental presence.

Kernaussagen

Wesentlichen Neuerungen beim Paediatric Life Support:

  1. Basic Life Support

    • Laienhelfer und Einzelhelfer, die einen kindlichen Kreislaufstillstand beobachten oder hinzukommen, beginnen mit 5 Beatmungen und fahren mit Thoraxkompressionen und Beatmungen im Verhältnis 30:2 (wie bei Erwachsenen) fort.

    • Für 2 und mehr Helfer gilt das Verhältnis 15:2.

    • Thoraxkompression: Bei Säuglingen wie bisher „2–Finger–Technik” (Einzelhelfer von der Seite) oder umgreifende „2–Daumen–Technik” (2 oder mehr Helfer). Bei Kindern >1Jahr nach Bedarf die „1– oder 2–Hände–Technik”.

    • AED können bei Kindern >1Jahr verwendet werden

    • Beim bewusstlosen Kind mit Verdacht auf Fremdkörperaspiration wird mit 5 Beatmungen begonnen. Bei Erfolglosigkeit wird sofort ohne Pulskontrolle die Thoraxkompression aufgenommen.

  2. Advanced Life Support

    • Die Larynxmaske ist für erfahrene Anwender ein guter initialer Atemweg bei der Reanimation.

    • Ein Tubus mit Cuff kann in bestimmten Situationen sinnvoll sein.

    • Das ideale Tidalvolumen bei der Reanimation soll zu einer mäßigen Thoraxexkursion führen. Cave: Hyperventilation vermeiden.

    • Bei mono– und biphasischer manueller Defibrillation wird eine Energie von 4J/kg für den ersten und alle weiteren Schocks gewählt.

  3. Asystolie, Pulslose elektrische Aktivität

    • Bei Bedarf wird Adrenalin i.v. oder i.o. in einer Dosis von 10μg/kgKG verabreicht. Im Notfall: Adrenalin 100μg/kgKG endobronchial (via Tubus) möglich.

  4. Defibrillation

    • Kammerflimmern (VF) und pulslose ventrikuläre Tachykardie (VT) werden mit einem einzelnen Schock behandelt. Anschließend sofort CPR für 2 Minuten fortsetzen, bevor die erneute Rhythmuskontrolle erfolgt – dann ggf. einen weiteren Schock abgeben.

    • Bei Fortbestehen von VF/VT nach dem zweiten Schock: Adrenalin 10μg/kgKG i.v. oder i.o.

    • Bei Fortbestehen VF/VT: Adrenalin 10μg/kgKG i.v. oder i.o. alle 3–5min.

  5. Postreanimationsphase

    • Bei wiederhergestelltem Spontankreislauf und anhaltender Bewusstlosigkeit kann eine milde Hypothermie (32–34°C) für 12–24 Stunden sinnvoll sein. Anschließend Aufwärmen mit 0,25–0,5°C pro Stunde.

    • Nach einem Kreislaufstillstand ist Fieber aggressiv zu behandeln.

Literatur

Dr. med. Roland C. E. Francis

Email: roland.francis@charite.de

PD Dr. med. Claudia Höhn

Email: claudia.hoehne@medizin.uni-leipzig.de

Dr. med. Hans Proquitté

Email: hans.proquitte@charite.de

PD Dr. med. Thoralf Kerner

Email: thoralf.kerner@charite.de